Ein Projekt ist eine Aufgabe, die man sich als Ziel setzt. Das Ziel kann ein schwerer Boulder sein, eine schwere Route, eine Neuerschließung oder eben etwas ganz anderes. Unser Projekt bezog sich auf einen Boulder. Für die Einen kein wirkliches Projekt, für die Anderen ein Meilenstein und für uns war es DIE Traumlinie! Das Projekt über das wir sprechen nennt sich „A Wrinkel in Time“ (V11). Für alle die, die sich auf Youtube begeben um ein Video dazu zu finden, werden feststellen, dass beinahe alle Begehungen im Winter oder im Frühjahr gemacht wurden. Der Grund dafür ist, dass sich der Boulder über Wasser befindet. Es gibt keine Möglichkeit den Einstieg trocken zu erreichen, außer der Fluss ist zugefroren.
So wo liegt das Problem? – Wir befinden uns noch nicht im Winter und von Frühjahr und zugefrorenen Flüssen kann hier noch nicht die Rede sein. Anfangs probierten wir den Boulder mit dem Seil zu erreichen, da die Wand aber sehr überhängend ist, konnten wir nur die letzten und einfacheren Züge testen. Uns schossen tausende Möglichkeiten in den Kopf wie wir dieses Problem lösen könnten. Sollten wir ein Schlauchboot kaufen? Ein Floß bauen, oder ein riesiges schwimmendes Plateau?
Das Boot war uns zu teuer und das Floß etwas übertrieben. Wir entschieden uns für das Plateau und fingen an Baumstämme zu sammeln.
Schnell bemerkten wir, dass es mit zwei, drei Stämmen nicht getan war. Bis zur Brust standen wir im eiskalten Flusswasser bei 10 ºC Außentemperatur und schleppten Stamm für Stamm an die vorhergesehene Stelle. Das Resultat am ersten Abend des Baus war eine noch lange nicht fertig abgeschlossene Landefläche, zwei triefende Nasen und eiskalte Füße. Am nächsten Morgen war es etwas zu kalt um in den Fluss zu steigen, weshalb wir uns vorerst entschieden einen anderen Boulder in Angriff zu nehmen. Es stellte sich heraus, dass dies eine gute Entscheidung war. Nach nur einer Stunde konnten wir Beide auf das nächste Level springen und mit einer V12 unseren bisher schwierigsten Boulder des Urlaubs klettern. Mit neuer Motivation ging es zurück in den Fluss und damit zurück an die Arbeit. Mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages war es uns das erste mal möglich die Startgriffe zu berühren. ein erster Erfolg auf dem Weg zu unserem Ziel.
Das Berühren der Startgriffe machte uns allerdings große Sorgen, denn diese waren schlechter als erwartet.Hatten wir den ganzen Aufwand betrieben um am Ende nicht einmal die Füße vom Boden zu bekommen?
Am nächsten Tag machten wir uns mit gemischten Gefühlen an die Fertigstellung des Plateaus. Zum Einen freuten wir uns riesig die pads auf eine trockene und stabile Fläche unter den Boulder zu legen. Auf der anderen Seite wollte keiner von uns Beiden der Erste sein, der die Kletterschuhe anzieht und sich probiert. Kim war es der sich als erster traute.
Wie sich herausstellte hatten wir uns umsonst Sorgen gemacht. Nach etwa einer viertel Stunde hatten wir Beide das Ziel erreicht und das Projekt abgeschlossen.
Ich glaube ich kann hier für uns beide sprechen, wenn ich sage, dass uns dieses Projekt deutlich mehr bedeutet hat als irgendein anderer schwerer Boulder.
Ganz abgeschlossen war das Projekt jedoch noch nicht. Ein Film und gute Bilder mussten noch entstehen. Also machten wir uns am nächsten Tag erneut auf den Weg zu unserem Boulder. Für gute Aufnahmen mussten wir jedoch von oben und von er Seite filmen, weshalb wir erneut ein Seil befestigen und uns in die Wand abseilen. Kim war der Kameramann und ich der Akteur. Es dauerte mehrere Stunden bis alle Aufnahmen im Kasten waren. Ich war „todesplatt“ und Kim schmerzten die Hüften vom ewigen sitzen im Gurt. Alles in Allem war es jedoch erneut ein gelungener Tag mit jeder Menge Spaß und einem endgültig abgeschlossenem Projekt!